Brief von Sr. Lucia an Papst Pius XII. vom 2. Dezember 1940
Heiliger Vater,
in Demut vor den Füssen Eurer Heiligkeit kniend, komme ich, das kleinste Schäflein der
Eurer Heiligkeit anvertrauten Herde, um gemäss dem Auftrag meines Seelenführers
mein kindliches Herz zu eröffnen. Ich bin die einzige Überlebende der drei
Kinder, denen Unsere Liebe Frau in Fatima (Portugal) vom 13. Mai bis zum 13. Oktober
1917 erschienen ist. Ich komme, Heiliger Vater, um eine Bitte zu erneuern, welche
schon zu wiederholten Malen Eurer Heiligkeit überbracht worden ist.
Die Bitte kommt von unserem Herrn und von unserer gütigen Himmelsmutter. In dem Teil
der Offenbarungen, welche wir als "Geheimnis" bezeichneten, hat im Jahre 1917
die seligste Jungfrau das Ende des Krieges, welcher damals noch Europa erfüllte, und
einen zweiten künftigen angekündigt; um diesen zu verhindern - so sagte Maria - sei sie
gekommen, die Weihe Russlands an ihr Unbeflecktes Herz und die Sühnekommunion
an den ersten Samstagen zu fordern. Sie versprach, vorausgesetzt, dass man ihren
Forderungen nachkomme, die Bekehrung dieses Volkes und den Frieden. Im
gegenteiligen Falle verkündete sie die Verbreitung der Irrtümer des russischen
Kommunismus über die ganze Welt, Kriege, Verfolgung der heiligen Kirche, die Martyrien
vieler Christen, verschiedene Verfolgungen und Leiden für Eure Heiligkeit und die
Vernichtung verschiedener Völker.
Heiliger Vater, bis 1926 ist das alles Geheimnis geblieben gemäss dem ausdrücklichen
Auftrag Unserer Lieben Frau; dann, nach einer Offenbarung, verlangte sie die Verbreitung
der Sühnekommunion an den fünf ersten Monatssamstagen mit der Beichte, einer
viertelstündigen Betrachtung der Rosenkranzgeheimnisse und Gebet eines Rosenkranzes in
der Meinung, Sühne zu leisten für die Verunehrungen, Gotteslästerungen und
Gleichgültigkeiten gegenüber ihrem Unbefleckten Herzen.
Sie versprach jenen, die diese Andacht üben, in der Sterbestunde beizustehen und alle
notwendigen Gnaden, um gerettet zu werden.
Ich habe diese Forderungen Unserer Lieben Frau dem Beichtvater mitgeteilt, der sich um die
Verwirklichung bemühte; am 13. April 1939 hat der Bischof von Leiria sich gewürdigt, in
Fatima diese Forderungen Unserer Lieben Frau zu veröffentlichen.
Ich bitte Eure Heiligkeit, diese Andacht auf die ganze Welt auszudehnen.
Und jetzt, Heiliger Vater, erlaube ich mir, noch eine Bitte vorzutragen, die ein
glühendes Verlangen meines armen Herzens ist: dass das Fest zu Ehren des Unbefleckten
Herzens Marias als eines der grossen Feste der Kirche auf die ganze Welt ausgedehnt
werde. In grösster Ehrerbietung und Ehrfurcht erbitte ich den Apostolischen Segen.